Michelangelo-Effekt hält Paare zusammen
Es gibt viele Aspekte und Faktoren, die einer Liebesbeziehung Schaden zufügen können. Die Liste der Punkte, die Zufriedenheit und Verbundenheit erzeugen, ist dagegen erfreulich kurz. US-Forscher habe zum Thema „Michelangelo-Phänomen“ in sieben Studien Wirkfaktoren für eine glückliche Partnerschaft herausgefunden. Die wesentliche Erkenntnis: Partner sollten sich gegenseitig darin unterstützen, das Beste in jedem zum Vorschein zu bringen. Positive Rückmeldungen, Bestätigungen und Zustimmungen durch einen nahestehenden Menschen können nachhaltig vorhandene Qualitäten eines Menschen zur vollen Geltung bringen.
Ob und wie glücklich ein Paar zusammenlebt, hängt von vielen Faktoren ab, die in einer Partnerschaft vorhanden sein können, aber nicht zwingend vorhanden sein müssen. Der Renaissance-Künstler Michelangelo philosophierte, das in jedem Block Marmor bereits das fertige Kunstwerk vorhanden sei, das er mit umsichtigen aber beherzten Einsatz seiner Werkzeuge nur noch herausarbeiten müsse.
Selbstbild und Fremdwahrnehmung eines Menschen unterscheiden sich manchmal stark voneinander. Die Forschergruppe stellte fest, dass in glücklichen Partnerschaften die bereits vorhandenen positiven Eigenschaften des Einzelnen durch wechselseitige Unterstützung deutlich zum Vorschein kommen und so Selbstbild und Fremdbild mehr übereinstimmen. Zufriedene Partner helfen sich gegenseitig dabei, dass selbstbestimmte Idealbild des Einzelnen zu entwickeln. Zugleich widerstehen die beiden Partner der Versuchung, den jeweils anderen manipulativ in eine bestimmte Richtung zu formen. Jede Unterstützung, die nicht die Selbstentwicklung des anderen zum Ziel hat, ist ein Alarmsignal und gefährdet die Beziehung. Zu diesem Schluss kommt der Autor der Studie, Professor Eli Finkel, von der Northern University, Illinois.
Nicht jeder Mensch kann erkennen, welche Potenziale und Qualitäten im anderen vorhanden sind. Empathische und feinfühlige Menschen verfügen über diese Fähigkeit mehr als andere. Die Studie zeigt deutlich, dass Paare, die mit diesen Fähigkeiten ausgestattet sind, besonders glücklich sind und lange zusammenbleiben, im Gegensatz zu den Paaren, die weniger feinfühlig und empathisch miteinander umgehen. Paare sollten besonders zu Beginn der Beziehung darauf achten, dass die Unterschiede nicht zu groß sind.
Große Unterschiede sind oft das Anziehende in einer Affäre – in einer Langzeitbeziehung sind jedoch Ähnlichkeiten wichtiger, fasst Finkel zusammen, denn nur einem nahestehendem Menschen von dem wir uns angenommen fühlen, gestatten wir auch Einflussnahme auf unser Selbst. Je stärker sich die Partner voneinander unterscheiden, umso höher ist der Anspruch an das individuelle Toleranzverhalten und die Fähigkeit zur Selbstbestätigung in Situationen, wo keine Bestätigung durch den Partner aufgrund der großen Unterschiede erfolgen kann.
Die Studie wurde veröffentlicht im „Current Directions in Psychological Science“ – Fachjournal.
Paartherapie hilft die Fähigkeit des Feingefühls und der Empathie zu entwickeln mit dem Ziel, das Beste in jedem für ein glückliches Miteinander hervorzubringen.